Ring frei – Der Kampf um das Security Budget

Es wäre doch nur zu schön, wenn es eine Formel geben würde mit der jedes Unternehmen seine individuellen Folgerisiken von „SAP-Sicherheit einfach ignorieren“ berechnen könnte. Diesen Schaden oder die resultierende Summe X könnte man ignorieren (wenn die Kosten für SAP-Sicherheit höher liegen) oder als Motivation verwenden.

In der Realität sind die Folgerisiken jedoch immer nur „optional“ und kein „muss“ . Fehlende SAP-Sicherheit kann gar keine Auswirkungen auf ein Unternehmen haben (zumindest für einen Zeitraum X). An dem Tag X kann es jedoch das ganze Unternehmen durchschütteln. Schadensersatzklagen können die Folge sein, der Markenwert kann sinken oder Aktionäre können das Unternehmen verlassen.

Oft sind diese Risiken dem Unternehmen gar nicht bewusst, sie existieren einfach, weil SAP-Sicherheit ignoriert wird.

Daher ist es wichtig zu verstehen, dass in einem Unternehmen das Personal und die Geschäftsprozesse von SAP-Systemen abhängig sind. Egal ob es die kritischen Geschäftsprozesse, Gehaltsbuchungen oder die Logistik sind. Kommt es zu einem Ausfall das SAP-Systems stehen diese Prozesse und Einnahmen können verloren gehen.

Was kostet … ?

Dies und die abstrakten Angriffsfläche SAP wirklich zu sehen gelingt nicht jeder Unternehmensführung. Gerade weil das Ignorieren des Themas doch die letzten Jahre so gut funktioniert hat. Somit bricht das Management in der Regel SAP-Security auf 2 Punkte herunter:

  1. Was kostet die Einrichtung und der Betrieb von SAP-Sicherheit dem Unternehmen?
  2. Was kostet ein Sicherheitsvorfall -wegen fehlendem Security-Invest- das Unternehmen?

Punkt 1 haben wir in meiner vorherigen Kolumne ermittelt. Punkt 2 wirft zunächst weitere individuelle Fragen auf:

  • Was kostet eine Unterbrechung des Geschäftsbetriebs?
  • Welche Folgen hat ein Ausfall, sowohl monetär als auch bezogen auf die Reputation?
  • Was passiert, wenn der gesamte Betrieb ausfällt?
  • Wieviel Verlust entsteht, wenn die Systeme für die Geschäftsprozesse ausfallen?
  • Was könnte ein Datendiebstahl das Unternehmen kosten?

Diese Fragen müssen mit dem Management besprochen werden und helfen zugleich deren Sichtweise auf das Thema SAP-Sicherheit zu verändern. Die abstrakten Kosten eines erfolgreichen Angriffs sind nur schwer vorzustellen, aber diese Fragen regen zum Nachdenken an.

Angriffsszenarien gibt es viele und letztlich wirkt dies alles wie Angst schüren. Effektiver ist es die Kosten für SAP-Sicherheit (Punkt 1) mit den Vorteilen daraus zu verbinden. Abstrakt kann man darstellen in welchem Maß es schwieriger wird erfolgreich das System anzugreifen. So versteht das Management wofür es Geld genehmigt.

Im Folgenden sind einige Ideen skizziert, die zur Verbesserung von Budget-Gesprächen beitragen.

Die Sprache des Geldes sprechen

Auf Basis der obigen Fragen lassen sich die Folgen eines erfolgreichen Angriffs auf das SAP-System monetisieren.  Damit kann man die Kosten „fehlender“ Sicherheit beziffern. Dem stellt man die Ausgaben zur Absicherung dieser Geschäftsprozesse entgegen. Zusätzlich sollte hierbei noch der Automatisierungsaspekt der verwendeten Lösung dargelegt werden, um zu zeigen wie zusätzlich die erforderlichen Ressourcen für einen sicheren Betrieb gesenkt werden. Dies ist ein zusätzliches Einsparungspotential, da die gewonnenen Ressourcen anderweitig eingesetzt werden können.

Ein konkretes Risiko verwenden

Sicherheitslücken und Vorfälle finden regelmäßig ihren Weg in die Schlagzeilen. Ist hier ein Thema aktuell, dass auch auf das eigene Unternehmen zutrifft, so sollte dies zum Anlass genommen werden das Thema Security-Budget zu besprechen. Das Management wird bereits sensibilisiert sein.

Anlässe ergeben sich jedoch auch aus Schwachstellen im eigenen Unternehmen – entweder extern gemeldet oder durch einen Security-Check erkannt. In Kombination mit dem „vermutlichen“ Alter der Sicherheitslücke, lässt sich hier der Handlungsbedarf erörtern. Gegenargumente wie dann ist ja seit Zeitraum X nichts passiert, sind als Steilvorlage zu verwenden: Gleich mal Aufzeigen, dass man ein unzureichendes Auditing besitzt und gar keine Aussage zu potentiellem Missbrauch treffen kann – geschweige denn diesen Erkennen würde.

Ebenso sind Gesetzesanforderungen wie das ITSiG2 oder die DSGVO mit den Strafzahlungen führen zu mehr Gehör im Management.

Roadmap darlegen

Zukunftssichere Investitionen sind hier das Schlagwort. Legt man eine verständliche Roadmap für die nächsten drei Jahre vor, fällt es dem Management leichter eine gute Investition zu sehen. Die Glaubwürdigkeit in die Security-Investition erhöht sich drastisch, wenn sichtbar wird welche tatsächlichen Auswirkungen auf den sicheren Betrieb einhergehen. Risikominimierung und frühzeitige Risikoerkennung lassen sich hier gut darstellen.

Vergleiche ziehen

Die DSAG liefert mit dem DSAG Prüfleitfaden einen einfachen Benchmark zur Systemsicherheit. Dies kann als Minimum der zu erreichenden SAP-Sicherheit angesehen werden. Durch den Anteil der „bestandenen“ Tests aus dem Prüfleitfaden wird das eigene Sicherheitsniveau vergleichbar. Erreicht man die Vorgaben kann man darauf aufbauen und ambitionierte Maßnahmen ergreifen, um „vorne“ zu bleiben. Wird der Benchmark verfehlt, ist dies allein bereits ein Maßgebliches Argument für mehr Budget.

Vermeiden Sie Fachjargon

Bei dem Thema Security Budget treffen häufig Welten aufeinander. Die kryptische Welt der Technik (selbst nicht alle ITler verstehen „Security“) und Business-Welt. In jedem Fall muss das Management abgeholt werden und es darf kein Vorwissen erwartet werden. Vermeiden Sie Begriffe ohne Erklärung zu verwenden: Die Sicherheit von RFC und ABAP, wirft möglicherweise sogar bei einem Security-Experten für Web-Anwendungen Fragen auf. Achten Sie auf Ihre „Flughöhe“ und erklären Sie wenn unvermeidbar die verwenden Fachbegriffe bereits in der Einleitung.

Konzentrieren Sie sich auf den Nutzen und das Können statt auf die Funktionsweise. Bleiben Sie im Kontext von RoI, Risikominderung oder Datenverlust. Enden Sie immer mit den Resultaten und Nutzen für die Geschäftsprozesse des Unternehmens.

Präsentation – das Auge isst mit

Der Mensch lernt visuell am effektivsten. Nutzen Sie dies und verwenden Sie Grafiken oder Modelle, um Ihre Botschaft zu transportieren statt sich auf den Charme von Excel zu verlassen. Bauen Sie ihrem Management so eine Brücke auf der es Ihnen zu neuen Ufern folgen kann.

Entscheidung

Das Gespräch um das Security Budget muss mit einer Entscheidung enden. Entweder trägt das Management das Risiko beziehungsweise ignoriert es weiter (schriftlich geben lassen) oder es wird investiert. Mit der richtigen Roadmap und Präsentation sitzen dann alle in einem Boot.

Denken wir an unsere Rolle als IT-Leiter bei der „Mittelstand & Co GmbH“ zurück. Mit den hier vorgestellten Ideen, schaffen wir es der Geschäftsführung die Notwendigkeit zum Handeln aufzuzeigen. Doch den Igel in der Tasche des CEO konnten wir nicht ganz vertreiben. Der CEO hat es so formuliert: „Ich benötigte einen Vertrauensbeweis in die vorgeschlagenen Sicherheitsmaßnahmen und Transparenz für diese „Sicherheitsrisiken. Wie verwundbar sind wir denn wirklich?“  Entsprechend wurde die erste Etappe der Reise genehmigt und eine Standortbestimmung der SAP-Sicherheit kann in Angriff genommen werden. Auf Basis deren Ergebnisse wird dann entschieden ob weiteres Budget freigegeben wird. Wie der Sicherheitscheck abläuft verfolgen wir in meiner nächsten Kolumne.

Was kostet eigentlich SAP-Sicherheit?

Eigentlich eine einfache Frage und doch fällt eine ad-hoc Antwort irgendwie schwer, oder? Obwohl ich des Öfteren mit dieser Frage konfrontiert werde, kann ich dies eigentlich nie pauschal beantworten. Denkt man ein wenig über die Frage nach, wird schnell klar: Zur Beantwortung ist zwingend die individuelle Situation des Fragestellers zu berücksichtigen. Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, muss man zunächst einige Informationen erhalten:

  • Welche Intention wird mit „der SAP-Sicherheit“ verfolgt? Was ist der eigentliche Bedarf, der abgedeckt werden soll?
    • Gilt es den Ist-Zustand zu ermitteln oder ist ein kontinuierliches Sicherheitsmonitoring gewünscht?
  • Wie sind die verschiedenen Angebote zu bewerten? Marketing Unterlagen, Vertriebs-Referenzen oder gar nach Leistung?
    • Wie breit (Scope) und tief (Ebenen) sollen denn Risiken gesucht werden?
  • Wie viel und was für „SAP“ ist eigentlich da, das „sicher“ sein soll?

Bis zur Antwort auf diese Frage liegt also ein kleiner Weg vor uns. Mit ein wenig Geduld und Informationssuche zu den genannten Punkten gelangen wir sicher ans Ziel.

 „Die Kosten für SAP-Sicherheit lassen sich nur schwer pauschal benennen. Hingegen kann der Preis für fehlende Sicherheit mitunter recht hoch sein. Wichtig ist eine passgenaue Lösung für die individuelle Situation zu finden und nicht einfach „SAP-Security“ als Black-Box kaufen ohne Nachweis des tatsächlichen Nutzens.“

Thomas Werth – Geschäftsführer werth IT

Fangen wir also von vorne an und starten mit der ersten Aufgabe.

Welche Intention wird mit „der SAP-Sicherheit“ verfolgt?

Um hier eine Antwort zu finden, kann man sich den Prozess SAP-Sicherheit als Wegbeschreibung vorstellen. Dazu muss man zunächst Wissen wo möchte man „hin“. Langfristig kommt als Ziel eigentlich nur der sichere Betrieb in Betracht. Damit ist klar wo die Reise hingehen soll. Doch für eine Wegbestimmung benötigt man auch einen Startpunkt. Diesen identifizieren wir mit einer Messung der aktuellen Sicherheit als Standortbestimmung. Damit haben wir schon mal die vor uns liegende Strecke identifiziert. Die Reise geht wie so oft von dem Ist-Zustand zum Soll-Zustand.

Die Frage wie wir reisen möchten, verschieben wir auf später. Jetzt gilt es unsere tatsächliche Reise zu planen.

Kennen wir bereits unseren ungefähren Standort? Oder sollten wir zunächst eine Etappe zur Standortbestimmung einplanen?

Brauchen wir nur einen „Stempel im Ausweis“ und müssen nur kurz über die Grenze fahren, um den Stempel zu bekommen? Dann sollte ein Compliance-Nachweis ausreichen.

Möchten wir dauerhaft einen sicheren Betrieb etablieren? Dann machen wir die komplette Fahrt.

Ich denke es steht außer Frage, dass wir hier echte Sicherheit und nicht nur den „Schein“ anstreben. Also steht uns die große Fahrt bevor. Für einen selbst möchte man vor so einer solchen Reise doch gerne etwas „Sicherheit tanken“. Unser Reiseführer (der Anbieter) soll ja auf der langen Reise auch zu uns passen. Also entscheiden wir uns für eine Standortbestimmung als erste Etappe, um dann die große Reise anzutreten.

Wie sind die verschiedenen Angebote zu bewerten?

Mit dem Wissen, dass wir auf große Reisen fahren möchten und der Erkenntnis vorher noch etwas Fahrtraining zu erhalten, gilt es nun den passenden Anbieter zu finden. Damit sind wir wieder bei der Frage wie wollen wir Reisen?

Ein wesentlicher Fixpunkt ist „SAP“ auf unserer Reise, somit sollte der Anbieter zwingend über fundierte Expertise auf dem Gebiet SAP-Sicherheit verfügen. Wir kaufen ja auch kein Auto von der Bahn – auch wenn diese viel Erfahrung im Personentransport besitzt. Damit will ich sagen, dass der etablierte Partner aus dem Bereich IT-Security/Pentesting wirklich den Nachweis erbringen sollte auf dem Gebiet SAP-Security zu Hause zu sein. Es liegen doch Welten zwischen der Sicherheit auf Betriebssystem- und Netzwerk-Ebene und der in den SAP-Applikations-Ebenen. Auch wird ein spezielles Werkzeug benötigt. Man nehme doch nur den DSAG Prüfleitfaden zum Vergleich. Der Umfang ist manuell nicht in ein paar Tagen zu prüfen und im Vergleich zu spezialisierten Werkzeugen ist der DSAG-Umfang eher gering. Da reichen dann auch keine Open-Source Werkzeuge wie Metasploit, PowerSAP aus, um eine vollständige Prüfung durchzuführen.

Ebenso glaubt inzwischen sicher niemand mehr, dass die bestandene Jahresabschlussprüfung beim Wirtschaftsprüfer wirklich bedeutet das eigene SAP-System wäre sicher.

Falls man der Meinung ist der Dienstleister oder Hoster würde das Kind schon schaukeln, dann bitte einfach zur Verifikation einen entsprechenden Nachweis oder Dokumentation der Systemsicherheit anfordern. Wenn hier „nur“ der Earlywatch-Report als Nachweis kommt, dann ist es Zeit zu handeln…

Es gibt inzwischen diverse auf SAP-Sicherheit spezialisierte Anbieter. Wir suchen einen Anbieter der sowohl in der Breite ( SAP-Landschaft (Risiken aufgrund der Verflechtung), SAP-Layer (ABAP-Stack, Java-Stack,…) und IT-Landschaft) als auch in der Tiefe (siehe Bild Prüfungstiefe ) umfassend die Sicherheit bewerten kann.

[Prüfungstiefe: Ganzheitliche Sicherheit für SAP-Systeme]

Somit sollte das Augenmerk zur Beurteilung auf den tatsächlichen Leistungen liegen und nicht auf die schönsten Marketingaussagen oder besten „Referenzdeals“. Ein schönes Beispiel dazu habe ich kürzlich in der Fernsehwerbung gesehen:

„SUPER-Wasch! Das einzige Waschmittel, dass auch unsichtbare Flecken entfernt!“

Klingt super, oder? Wenn man erst mal an einer einzigen Lösung für unsichtbare Flecken glaubt, dann ist die ganze Wäsche voll von unsichtbaren Flecken. Und nach dem Waschen sieht man die gar nicht mehr! Perfekt.

In der SAP-Welt könnte man dies als Denkanstoß nehmen. So empfiehlt jeder Experte (nicht nur bei SAP-Systemen) die „Security“-Logs auf einem eigenen Log-Server zu sammeln, um im Fall einer Systemkompromittierung manipulationssichere Logs zur Auswertung zu haben. Da könnte man doch mal bei einigen Anbietern hinterfragen, warum denn im Kontrast dazu die komplette Sicherheitslösung IN SAP betrieben wird und wie es mit dem Manipulationsschutz bei einem erfolgreichen Angriff aussieht?

Somit haben wir neben der tatsächlichen Leistung mit dem „Betriebsort“ der Lösung ein zweites Bewertungskriterium.

Ein drittes Kriterium ist der Aufwand und die Bedienbarkeit. Wie viel Zeit muss ich in die Einrichtung und den Betrieb der Lösung investieren, um meinen Nutzen zu erhalten? Hier können Erfahrungswerte als implementierten Projekten (Kundenaussagen) herhalten.

Diese drei Kriterien sind unser Wegweiser bei der Angebotsbewertung. Da lassen wir uns auch nicht blenden, wenn jemand einen Stern auf sein Auto klebt und den doppelten Preis verlangt. Bei einem direkten Vergleich hilft das maximal „optisch“ und wirkt im Vergleich gegebenenfalls deplatziert.

Der Preis ist natürlich auch zu beachten, doch hier spielt natürlich individuell der Leistungsumfang und die Ausrichtung eine zusätzliche Rolle. Somit bleibt neben dem Leistungsvergleich auch der Preisvergleich.

Wie viel und was für „SAP“ ist eigentlich da, das „sicher“ sein soll?

Unmittelbare Auswirkung auf die Kosten hat naturgemäß die Menge. Ob ich drei oder dreihundert SAP-Systeme betreibe wirkt sich ja auch dezent auf die Anschaffungs- und Wartungskosten gegenüber der SAP SE aus.

Möchte man hier an der Kostenschraube drehen, so ist eine Option auf Basis der Bedeutung für den Geschäftsbetrieb die Anzahl der zu „sichernden“ Systeme zu filtern. Allerdings ist das ein wenig Mut zur Lücke, da ungeschützte Systeme doch gerne mal als Sprungbrett verwendet werden. Solche Systeme sollten dann wirklich keine Verbindung (weder Daten noch ähnliche Zugangsdaten) zu den geschützten Systemen aufweisen.

Budgetplanung: Was muss man denn jetzt für SAP-Sicherheit einplanen?

Die Hausaufgaben sind erledigt und die Reise geplant:

  • Wir möchten zunächst unseren Standort bestimmen. Dabei ist uns tiefe SAP-Security Expertise zur Bestimmung wichtig.
  • Wir möchten langfristig einen sicheren Betrieb der SAP-Systeme. Dabei ist uns ein Leistungsvergleich der Breite und Tiefe verschiedener Lösungen wichtig. Zudem der „Betriebsort“ der Lösung sowie die Erfahrungswerte für den Ressourcenaufwand zur Installation und Pflege.

Zur Verdeutlichung nehmen wir mal die Rolle eines IT-Leiters im Unternehmen „Mittelstand & Co GmbH“ ein. Dort werden eine SAP ERP Landschaft (P,Q,E) sowie zwei BW (P,E) Systeme betrieben. Da nahezu alle Betriebszahlen über das BW laufen und das Entwicklungssystem mit diesem verbunden ist, spricht vieles dafür alle 5 SAP Systeme abzusichern.

Als erste Etappe wird die Standortbestimmung geplant. Dabei wird aus Kostengründen „nur“ das produktive ERP als Gradmesser geprüft. Jedoch soll zusätzlich die SAP-Landschaft analysiert werden, um Risiken aus dem Landschaftsaufbau zu erkennen und generell ein Bild über den Datenaustausch zu erhalten. Mit diesem Zwischenstopp haben wir die Möglichkeit den Anbieter kennen zu lernen, die Ergebnisse zu bewerten und dann bewusst die Entscheidung zu treffen mit diesem Anbieter die Reise fortzusetzen. Die Etappe sollte in zwei, drei Tagen gemeistert sein.

Ein solches Projekt benötigt ein Budget im gehobenen 4-stelligen bis niedrigen 5-stelligen Bereich. Angebote darunter stammen entweder von zwielichtigen Zauberern oder liefern möglicherweise nicht die gewünschten Ergebnisse. Bei höheren Angeboten darf man eine nachvollziehbare Begründung erwarten.

Die Berechnung des Budgets für die restliche Reise basiert auf dem Entschluss insgesamt 5 SAP-Systeme abzusichern. Im Unterschied zur ersten Etappe kommen hier neben den Kosten für Dienstleistungen auch Kosten für die gewünschte Lösung zum Tragen. Im Vergleich zur Standortbestimmung müssen wir mit 5 bis 10 fachen Kosten kalkulieren, um unseren Anforderungen gerecht zu werden.
Natürlich kann man auch jederzeit mehr investieren, dies jedoch bewusst vor dem Hintergrund, dass hier gezielt Zusatzleistungen erworben werden. Die vermutliche Reisedauer gibt das Navi-Orakel mit ca. 1 Woche an.

Damit stehen Hausmarken zur weiteren Planung fest. Somit gilt es die Budgets für die einzelnen Schritte einzuplanen und zu beantragen. Die Messung des Ist-Zustandes ist hier ebenso zu berücksichtigen wie der sichere Betrieb der SAP-Landschaft. Dies führt gleich zur nächsten großen Frage: „Welche Argumente helfen dem CIO beim Security-Budget?“

Diese Frage vertagen wir bis zum nächsten Beitrag. Ich besorge mir derweil schon mal Popcorn für die Schlacht um das Budget. Oder war es das Buffet?

SAP Security in Corona Zeiten

Aktuell beobachte ich eine Stille vor dem Sturm.

Corona mitsamt seinen Schutzmaßnahmen sorgt an vielen Stellen für einen Slow-Down oder Stillstand. Arbeitsplätze und Systemzugriffe werden mobiler (Homeoffice, Mobile Endgeräte). Zeit für Security ist da oftmals nicht eingeplant. Passend kommt da ein schwerer Zero-Day für iPhones in der Mail App zur Unzeit und ein Patch lässt aktuell auf sich warten.

Dabei kann man doch mit dem iPhone so schön auf die neuen Fiori Apps von SAP zugreifen – wer weiß wer einem jetzt dabei über die Schultern sieht.

Doch man merkt deutlich, dass an vielen Stellen damit gekämpft wird überhaupt arbeiten zu können. Security Projekte werden da hinten angestellt.

Heißt das Däumchen drehen für Security Consultants? Vielleicht – persönlich habe ich jedoch andere Erfahrungen. Ohne Details zu nennen ist jetzt endlich mal Zeit für die harten Nüsse. Die ein oder andere ist bereits geknackt, andere Schalen haben schwere Risse. Mein Umfeld hat bei den ersten Ergebnissen von einer Erschütterung der Macht gesprochen. Ein bissen Spass muss ja erlaubt sein in diesen Zeiten.

Leider liegt der Mantel des Schweigens über all dem, dafür ist es alles andere als Langweilig aktuell!

Gesund bleiben und Schwachstellen brechen ist die Divise der Stunde.

Euer

Thomas Werth

Neue Angriffe gegen SAP-Systeme

10KBLAZE bietet neue Angriffsvektoren

Die CISA hat am 2.Mai 19 eine Warnmeldung „New Exploits for Unsecure SAP Systems“ herausgegeben.

Die dort beschriebenen Angriffe zielen im Kern auf bereits bekannte Angriffe gegen das SAP-Gateway. Zum Schutz vor diesen Angriffen kann eine Zugriffsrichtlinie für das SAP-Gateway definiert werden. Diese erlaubt im Default nur Zugriff von dem Localhost und den zum „Internen“ Verbund zählenden SAP-Systemen.

Außenstehende erhalten damit keinen Zugriff auf das Gateway und können keine Angriffe ausführen. Als Ergebnis der neuen Angriffe gilt dies jedoch nicht mehr uneingeschränkt.

10KBLAZE

Zur Ausführung dieses Angriffes haben Sicherheitsforscher neue Wege identifiziert, um die ACLs auszutricksen.

Dazu nutzen Sie entweder einen vorgeschalteten SAP-Router oder im zweiten Weg den Zugriff auf den MS-Monitor Port.

Im ersten Fall bei einem Angriff über den SAP-Router wird eine Konfigurationslücke genutzt, die es erlaubt den SAP-Router als Proxy für Zugriffe auf das SAP-System zu nutzen. Diese entsteht, wenn der SAP-Router auf dem SAP-System oder einem zum „internen“ Verbund der SAP-Systeme zählenden System betrieben wird. Dann gewährt die Standard-ACL dem SAP-Router Zugriff auf das Gateway. Unter diesen Vorrausetzungen kann ein Angreifer den SAP-Router sodann als Proxy nutzen. Daraufhin erscheinen für das Gateway die Anfragen des Angreifers als kämen diese von dem SAP-Router und werden zugelassen. Damit kann ein Angreifer die ACLs umgehen.

SAP-Router als Proxy setzen

Beim zweiten Weg benötigt ein Angreifer Zugriff auf einen ungeschützten SAP-Monitor Port (39NN). Dann kann er dort -ohne die Notwendigkeit eines Logins- sein eigenes System zur Liste des „Internen“ SAP-Verbundes hinzufügen. Damit ist es ihm im im Anschluss möglich von seinem System aus die Gateway ACL zu passieren und auf das Gateway zuzugreifen.

Starten eines Angriffs nach erfolgreicher „Registrierung“ als Trusted Server

Beide Wege erlauben dann die bekannten Angriffe gegen das SAP-Gateway auszuführen.

Risikoeinschätzung

Wie hoch ist jetzt das tatsächliche Risiko?

Grundlegend sollte ein SAP-Gateway mit ACLs abgesichert sein. Weiterhin sollten die SAP-Systeme durch eine Firewall geschützt sein. Bei der Nutzung eines SAP-Router für den Zugriff sollte dieser nicht auf dem SAP-System oder einem System, welches zu dem Verbund der „Internen“ SAP-Systeme gehört, betrieben werden.

Die Sicherheitsforscher konnten in Deutschland 733 „verwundbare“ SAP-Router aufspüren. Wie zuverlässig die Verwundbarkeit geprüft wurde, ist nicht beschrieben. Es ist jedoch zu erwarten, dass hier und dort ein SAP-Router zu finden ist, der als Proxy missbraucht werden kann.

Der SAP Monitor Port (39NN) für interne Kommunikation sollte definitiv nicht von außen erreichbar sein. Zusätzlich empfhielt sich der Schutz mit einer Firewall.

Laut Aussage der Sicherheitsforscher konnten 92 Systeme mit Zugriff auf den Monitoring Port in Deutschland identifiziert werden. Wie exakt die Ermittlung der Anzahl ist, kann nicht validiert werden. Dennoch ist zu erwarten, dass ein exponierter MS Monitor Dienst doch eher ein seltener Fund ist.

Schutzmaßnahmen

Was bleibt jetzt zu tun?

Die SAP-Router Installationen sind zu prüfen. Diese sollten nicht auf den SAP-Systemen oder Systemen des „Internen“ Verbund betrieben werden.

Für den Schutz des Gateways ist die SAP Note 1408081 Basic settings for reg_info and sec_info zu beachten.

SAP Monitor Dienste für die interne Kommunikation (39NN) dürfen nicht von Außen erreichbar sein. Zusätzlich kann eine Firewall schützen. Hier sind zwei Hinweise zu befolgen:

SAP Note 821875 Security settings in the message server

SAP Note 1421005 Secure configuration of the message server

BSI IT-Grundschutz SAP-ERP-SYSTEM Baustein

Im Februar 2019 hat das BSI die Aktualisierung seines IT-Grundschutzkompendiums veröffentlicht. Im Rahmen des IT-Grundschutz werden Anforderungen für den sicheren Betrieb von SAP-ERP-Systemen genannt.

Zielstellung des Bausteins

Im Baustein selbst sind die Ziele und Abgrenzungen wie folgt beschrieben:

Der Baustein beschreibt, welche Gefährdungen für SAP-ERP-Systeme zu beachten sind und wie diese Systeme sicher installiert, konfiguriert und betrieben werden können. Er richtet sich an Informationssicherheitsbeauftragte und Administratoren, die dafür verantwortlich sind, SAP-ERP-Systeme zu planen und umzusetzen.

Der Baustein beschränkt sich auf die Kerninstallation eines SAP-ERP-Systems und fokussiert die spezifischen Merkmale des darunterliegenden SAP-NetWeaver-Applikationsservers.

APP.4.2: SAP-ERP-System

Besondere Bedrohungen

Der Baustein nennt vier wesentliche Bedrohungen für die Sicherheit von SAP-ERP-Systemen.

Fehlende Berücksichtigung der Sicherheitsempfehlungen von SAP

Eine nichtbeachtung der von SAP Empfohlenen Sicherheitseinstellungen und -maßnahmen kann zu schweren Sichereheitsproblemen führen. Das gesamte System kann angreifbar werden.

Fehlendes oder nicht zeitnahes Einspielen von Patches und SAP-Sicherheitshinweisen

Patches schließen bekannt gewordene Schwachstellen. Bleibt ein zeitnahes einspielen aus, können offene bekannte Schwachstellen für unautorisierten Systemzugriff oder -ausfall missbraucht werden.

Mangelnde Planung, Umsetzung und Dokumentation eines SAP-Berechtigungskonzeptes

Ohne ein durchdachtes Berechtigungskonzept erhalten Benutzer oftmals mehr Berechtigungen als notwendig. Dies ermöglicht vorsätzliche Manipulation oder Sabotage. Eine fehlende Dokumentation verhindert die Nachvollziehbarkeit und Pfelge. Als Folge könnten ggfs. ausgeschiedene Mitarbeiter weiterhin auf die Systeme zugreifen.

Fehlende SAP-Dokumentation und fehlende Notfallkonzepte

Fehlt die Dokumentation wie und mit welcher Konfiguration das System aufgebaut wurde kann dies zu Verzögerungen bei der Wiederanlaufzeit im Notfall führen. Ebenso besteht die Gefahr, dass im Notfall keine detaillierte Beschreibung existiert, wie die Verantwortlichen vorzugehen haben.

„BSI IT-Grundschutz SAP-ERP-SYSTEM Baustein“ weiterlesen

Howto: SAP Security #5 – ICM Sicherheit

SAP ICM

Im dem fünften Teil der  Serie „Howto SAP Security“ (Gateway , Netzwerk, Datenbank, RFC ) ist das Thema der Internet Communication Manager (ICM).

Internet Communication Manager (ICM)

Der ICM nimmt Anfragen über das HTTP(s) Protokoll entgegen. Insbesondere Aufrufe aus dem Internet an das SAP-System lassen sich so seit geraumer Zeit realisieren. Diese Aufrufe gibt der ICM je nach Architektur an den JAVA oder ABAP Dispatcher zur Verarbeitung weiter. Dies ist auf dem folgenden Schaubild zu erkennen:

SAP ICM
Architektur SAP ABAP / JAVA mit ICM (Quelle SAP: https://help.sap.com/doc/saphelp_scm70/7.0/ru-RU/48/03b72c49f04aa5e10000000a421937/frameset.htm)

„Howto: SAP Security #5 – ICM Sicherheit“ weiterlesen

Howto: SAP Security #4 – RFC

Im vierten Teil der  Serie „Howto SAP Security“ (Gateway , Netzwerk, Datenbank ) ist das Thema ABAP RFC.

Sicherheitsrisiken bei ABAP RFC

Die Remote Function Calls (RFC) finden breite Anwendung in SAP ABAP Systemen. Ein Benutzer kann ABAP Funktionen, die Remote aufrufbar sind, von anderen Systemen aus aufrufen.

Dazu muss er jedoch die System ID, den Mandanten, sowie die Zugangsdaten des Benutzers kennen.

Es gibt weit über 30.000 RFC Funktionen im ABAP Standard. Diese sind in unterschiedlichen Gruppen gebündelt. „Howto: SAP Security #4 – RFC“ weiterlesen

Howto: SAP Security #3 – SAP Datenbanksicherheit

Im dritten Teil der  Serie „Howto SAP Security“ (Teil 1 , Teil 2) steht die Datenbanksicherheit im Fokus.

Datenbanksicherheit bei SAP-Systemen

Obwohl HANA immer stärkere Verbreitung findet, ist weiterhin Oracle die meist genutzte SAP-Datenbank. Entsprechend liegt hier der Fokus auf Oracle Datenbanken . Dem Thema HANA widmen wir uns in einem späteren Post. „Howto: SAP Security #3 – SAP Datenbanksicherheit“ weiterlesen

Howto: SAP Security #2 – Netzwerksicherheit

Im zweiten Teil der  Serie „Howto SAP Security“ (Teil 1) wird die Netzwerksicherheit betrachtet. Hierbei sind zwei Punkte  von besonderer Bedeutung. Zuerst ist die Zugriffskontrolle zu betrachten. Dann folgt die Verschlüsselung der Kommunikation.

SAP Netzwerksicherheit

SAP beinhaltet diverse Dienste, die größtenteils aus dem Netzwerk heraus erreichbar sind. Es ist wichtig die verfügbaren Dienste zu kennen, daher zeigt der folgende Screenshot einige wichtige Dienste.

Netzwerksicherheit: SAP Portliste
SAP Portliste, Quelle: https://help.sap.com/viewer/ports

Um Remote zu erkennen, welche Dienste konkret von einem SAP-System in Netzwerk angeboten werden, ist ein Netzwerkscan des Systems ein gutes Mittel. Ein Beispiel eines Scans kann wie folgt ausfallen:

PORT STATE SERVICE VERSION
21/tcp open ftp?
22/tcp open ssh SSH (SSH-2.0-WeOnlyDo 2.1.3)
445/tcp open microsoft-ds?
3200/tcp open sapdisp SAP ABAP Dispatcher release 7010, patch level 111, database release 701 (DB name T11)
3300/tcp open sapgateway SAP Gateway (Monitoring mode disabled)
3389/tcp open ms-wbt-server Microsoft Terminal Service
3600/tcp open sapms SAP Message Server (SID T11, ID 00)
3900/tcp open sapms SAP Message Server (SID T11, ID 00)
7210/tcp open maxdb SAP MaxDB 7.7.07
8000/tcp open sapicm SAP Internet Communication Manager
8100/tcp open sapmshttp SAP Message Server httpd release 701 (SID T11)
40080/tcp open sapigs SAP Internet Graphics Server
50013/tcp open sapstartservice SAP Management Console (SID T11, NR 00)

Hier sieht man neben typischen SAP Diensten auch noch weitere kritische Dienste wie SSH, MSRDP, SMB und FTP.

„Howto: SAP Security #2 – Netzwerksicherheit“ weiterlesen

DSGVO Compliance bei SAP-Systemen

Anforderungen der DSGVO

Seit dem 25. Mai 2018 sind Verstöße gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) mit empfindlichen Geldbußen belegt. Entsprechend viel Aufmerksamkeit hat das Thema bereits erhalten. Doch wie sieht eine Compliance Prüfung und ein Nachweis der Rechenschaftspflicht im Kontext von SAP-Systemen aus?

DSGVO Umsetzungsstatus in den Unternehmen

Die Datenschutzbeauftragten in den Unternehmen und Behörden haben sicher auch ohne Berücksichtigung der SAP-Systeme keine Langeweile.

Bitkom Status DSGVO Umsetzung
Quelle: Bitkom – Status DSGVO Umsetzung

Nachdem die Verfahren dokumentiert und Prozesse festgelegt sind rücken die SAP-Systeme in den Vordergrund. Hier sind beispielsweise die definierten Lösch- und Sperrprozesse technisch einzurichten. Doch aufgepasst, denn es ist sicher mehr zu beachten als nur Daten zu sperren und zu löschen. „DSGVO Compliance bei SAP-Systemen“ weiterlesen