Howto: SAP Security #1 – SAP Gateway

Mit diesem Beitrag startet die Serie „Howto SAP Security“. In der Serie werden typische SAP Angriffsflächen vorgestellt – mitsamt Angriffsvektoren und Gegenmaßnahmen. Zu Beginn der Serie wird daher mit dem SAP Gateway das wahrscheinlich größte Angriffsziel  betrachtet.

SAP Gateway

Das SAP Gateway ist eine Schnittstelle des Systems nach außen. Es dient der Kommunikation mit anderen Systemen oder Programmen und regelt jegliche RFC Kommunikation. Das Gateway ist eine Kernkomponente der SAP Netweaver Systeme.

RFC Kommunikation SAP Gateway
RFC Kommunikation, Quelle: SAP – Securing Remote Function Calls

Für einen Angreifer sind folgende Eigenschaften des Gateways von Bedeutung.

Zuerst ist die Ausführung mit <SID>adm Rechten im System zu nennen. Weiterhin besitzt es Funktionen zur Befehlsausführung auf OS-Ebene. Letztlich ist das Gateway ohne Authentifizierung nutzbar.

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SAP® Hack: SAP-Systeme aufspüren und angreifen

Die Vernetzung der Systeme nimmt immer weiter zu. Industrie 4.0 sowie IoT sind hier wesentliche Faktoren. Doch ein Faktor im IT-Betrieb scheint unverändert gültig zu bleiben:
Die Systeme müssen „laufen“. Patch-Management und Security erhalten daher nicht immer die erforderliche Priorität. Dies führt letztlich zur Anbindung von Systemen an das Internet, die veraltete Releases nutzen oder nicht die neuesten Security-Patches erhalten.

Anhand dieser Systeme lässt sich anschaulich skizzieren wie Hacker SAP-Systeme identifizieren und angreifen. Das Verständnis wie ein Hack eines solchen SAP-Systems abläuft, dient hier der Sensibilisierung der Systemverantwortlichen. Dies wiederum sollte sodann zur Härtung der SAP-Systeme führen.

Warum ist die Internet-Anbindung ein Risiko?

Die globale Erreichbarkeit des Systems durch die Anbindung an das Internet sorgt für eine deutliche Steigerung der Gefährdung des Systems. Dies liegt einfach daran, dass ab dem Moment der Internet-Anbindung jeder dieses System aufspüren und angreifen kann.

Jedes System bietet auch im Normalfall eine gewisse Angriffsfläche. Denn ein System wird in der Regel zu einem bestimmten Zweck an das Internet angeschlossen und bietet für diesen Zweck vorgesehene Dienste im Internet an. Beispielweise bieten die im Internet bekannten Web-Server ihre Webseiten über einen Web-Dienst (HTTP/HTTPS) an.

Dienste können bekanntlich Schwachstellen haben. Dies gilt auch für SAP-Systeme. Hier sind 4 bekannte und „gefixte“ Schwachstellen in SAP-Systemen aufgeführt, die  für potentielle Angriffe aus dem Internet nutzbar sind:

  • 1445998 – Deaktivieren des Invoker-Servlets
    • SAP NetWeaver AS Java 6.40 bis 7.20 verwundbar
  • 2234971 – Directory-Traversal in AS Java Monitoring
    • SAP NetWeaver AS Java 7.10 bis 7.50 verwundbar
  • 1682613 – Fehlende Berechtigungsprüfung im Core-Service
    • SAP NetWeaver AS Java 6.40 bis 7.31 verwundbar
  • 2101079 – Mögliche Änderung/Offenlegung von persist. Daten in BC-ESI-UDDI
    • SAP NetWeaver AS Java 7.11 bis 7.50 verwundbar

Wie hoch ist nun die Wahrscheinlichkeit potentiell verwundbare Systeme im Internet zu finden? Beispielsweise in einem technologisch fortschrittlichem Land wie Deutschland…

SAP-Systeme mit Shodan.io finden

SAP-Systeme lassen sich relativ zuverlässig und kostenlos mit Shodan.io aufspüren. Die hier ausgesuchten Schwachstellen beziehen sich auf Systeme des Typs SAP NetWeaver AS Java. Solche Systeme findet diese Suche bei Shodan „sap as Java„. Insgesamt werden 2391 Systeme gefunden.

2391 SAP-Systems found
Shodan Suche

Anhand des Server Tags in der Ergebnisliste lässt sich einfach die Version ablesen:

Server: SAP NetWeaver Application Server 7.21 / AS Java 7.31

Dieses System wäre potentiell für 3 der 4 genannten Schwachstellen anfällig.

Schränkt man die Suche auf Deutschland ein („sap as Java country:DE„), so werden immer noch 183 Systeme gefunden.

Hack Vorbereitung: Karte mit potentiellen Ziel-Systemen in Deutschland
Shodan Karte für Deutschland

Darunter sind durchaus neuere Systeme:

server: SAP NetWeaver Application Server 7.45 / AS Java 7.50

Jedoch könnten immer noch 2 der 4 Schwachstellen vorhanden sein.

Es lässt sich jedoch auch gezielt nach älteren Systemen suchen: „SAP J2EE Engine„. Hier werden 1078 Systeme gefunden. Vornehmlich veraltete Systeme.

server: SAP J2EE Engine/7.00

Auch in Deutschland stehen noch 70 solcher Systeme.

Hack Vorbereitung: Karte mit veralteten Systemen in Deutschland
Karte für ältere Systeme in Deutschland

Zwei potentielle Schwachstellen lassen sich diesen älteren Versionen zuordnen.

Shodan zeigt sich wirklich auskunftsfreudig zu diesen Systemen.

Hack Zielauswahl: Ergebnisseintrag in Shodan mit Details
Detailansicht in Shodan

An dieser Stelle kann man soweit festhalten, dass mit wenig Aufwand und kostenlos eine immense Liste an potentiell verwundbaren Systemen identifiziert werden kann.

An 4 theoretischen Beispielen lässt sich nun die Gefährdung solcher Systeme nachvollziehen.

Beispiel Hack 1: Anonymer Datei Download (SAP Hinweis 2234971)

Ein Angreifer kann unter Kenntnis der URL der verwundbaren Komponente beliebige Dateien des Servers herunterladen. Dies sogar ohne gültiges Login. Auf diesem Weg kann sich ein Angreifer Zugriff auf den Passworttresor (SecStore) des Systems verschaffen. Diesen kann er im Anschluss knacken (decodieren) und erhält die darin enthaltenen administrativen Zugangsdaten. Mit diesen Logindaten hat er dann Vollzugriff auf das System.

Beispiel Hack 2: Anonymer Dateitransfer (SAP Hinweis 1682613)

In dem Kernservice des P4-Dienstes von SAP Netweaver AS Java Systemen klafft bis zur Version 7.31 eine schwerwiegende Lücke. Diese kann ein Angreifer wie folgt ausnutzen. Zunächst prüft er ob der betroffene Dienst bei dem System aus dem Internet erreichbar ist. Sofern dies der Fall ist kann er eine anonyme Verbindung ohne Logindaten zu diesem Dienst aufbauen. Über diese Verbindung kann er dann jede beliebige Datei aus dem System lesen. Wie zuvor kann ein Angreifer damit Zugriff auf den SecStore erhalten und die administrativen Zugangsdaten auslesen.

Beispiel Hack 3: CTC Servlet (SAP Hinweis 1445998)

Diese Schwachstelle hat viel Aufsehen erhalten, selbst das US-CERT hat eine Warnung zu dieser Schwachstelle veröffentlicht. SAP selbst beschreibt die Schwachstelle mit diesen Worten:

Der Zugriff auf Servlets ist unabhängig von in der Datei web.xml definierten Sicherheitsbeschränkungen anonym über einen anderen Pfad möglich.

Konkret bedeutet dies, dass ein Angreifer lediglich eine bestimmte URL des Servers aufrufen muss. Damit kann er dann beliebige Systembefehle ausführen. Weiterhin kann er Benutzer anlegen und beliebige Berechtigungen zuweisen.  Mit diesen Mitteln ist er in der Lage das System vollkommen unter seine Kontrolle zu bringen.
Besonders gefährlich bei dieser Lücke ist, dass ein Patch nicht generell das Problem behebt sondern lediglich eine bestimmte Konfigurationseinstellung deaktiviert. Diese kann jederzeit wieder aktiviert werden und damit das System erneut verwundbar machen.

Beispiel Hack 4: SQL-Injection (SAP Hinweis 2101079)

Es existiert eine SQL-Injection Schwachstelle in der Komponente SAP NetWeaver AS Java UDDI. Diese Schwachstelle kann anonym ohne Zugangsdaten ausgenutzt werden. Doch ganz so einfach ist dieser Weg dann doch nicht. Zunächst benötigt man einen Benutzernamen im System. Dieser ist für den Angriff zwingend nötig. Es gibt jedoch weitere Schwachstellen in den Systemen zu diesen Releases. Diese erlauben das anonyme Anzeigen der Benutzer im System. Hierzu reicht es aus eine von zwei möglichen URLs aufzurufen und sich die Benutzer anzuzeigen. In der Liste der Benutzer sucht man nun nach einem administrativen Account wie J2EE_ADMIN.

Mit Kenntnis des Benutzernamens kann über die SQL-Injection Schwachstelle nun auf dessen im System gespeicherten Passworthash zugegriffen werden. Dieser Hash kann aufgrund eines weiteren Fehlers in diesen Systemen sehr leicht in ein klartext Passwort überführt werden.

Damit kennt ein Angreifer nun die Zugangsdaten und erhält somit administrativen Vollzugriff auf das System.

SAP-Systeme schützen

Die Beispiele zeigen eindrucksvoll, dass es mit dem notwendigen Know-how relativ einfach ist SAP-Systeme erfolgreich aufzuspüren und zu hacken.

Abwehrstrategien scheitern vor allem an zu wenig Ressourcen und mangelndem Verständnis für Sicherheitslücken sowie dem fehlenden Know-how zur Ermittlung des tatsächlichen Sicherheitsstatus eines Systems. Mit dem werthAUDITOR von Werth IT ist es möglich die Systemsicherheit zu prüfen bevor und während die Systeme mit dem Internet verbunden sind. Damit lassen sich nicht nur die hier vorgestellten Risiken mindern, sondern auch Problemstellungen im ABAP-Coding, den Berechtigungen, der Systemkonfiguration und weiteren sicherheitskritischen Systemeigenschaften lösen. Trotz limitierter Ressourcen kann so ein dauerhaft sicherer Betrieb und die Einhaltung der Compliancevorgaben erreicht werden.

Mehr Informationen zu unserem SAP Security Service erhalten Sie hier.

 

US Cloud Act als Hintertür im Datenschutz

Ohne parlamentarische Anhörung hat der US-Kongress Ende März 2018 mit dem „Cloud Act“ ein Gesetz verabschiedet, dass Dienstleister ungeachtet des physischen Server Standorts die dort gespeicherten Kundendaten herausgeben müssen.

Cloud Act Bill
Cloud Act Bill

Damit stellt die US-Regierung US-Recht über das geltende Recht des Landes in dem die Daten physikalisch gespeichert sind.

Auslöser

Einer der Auslöser für diesen Beschluss war der Streit zwischen Microsoft und den US-Behörden. Der US-Supreme Court hat sich bereits mit diesem Fall beschäftigt und für dieses Jahr wurde mit einem Urteil gerechnet.

Im Kern war zu entscheiden ob Microsoft E-Mails von einem in der EU betriebenen Server herausgeben muss. Mit dem in Kraft treten des neuen Gesetzes hat der Supreme Court den Fall nun für erledigt erklärt.

Damit ist bereits die erste Anwendung nach dem Neuen Gesetz auf dem Weg und Microsoft ist verpflichtet die angeforderten Daten herauszugeben.

Der Cloud Act und seine Folgen – Daten(un)sicherheit

Der Justiziar Neema Singh Guliani der US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) hat wesentliche Datenschutz-Probleme in dem Gesetz erkannt:

  • For the first time, the bill allows foreign governments to wiretap and intercept communications in real-time, without even requiring governments to adhere to critical privacy protections in the Wiretap Act (such as notice, probable cause, or a set duration); and

The bill permits broad information sharing between governments, allowing countries (including the U.S.) to obtain information from foreign partners under standards that may be lower than their own domestic law.

Auch die Electronic Frontier Foundation (EFF) warnt vor dem Cloud Act:

Grants real-time access and interception to foreign law enforcement without requiring the heightened warrant standards that U.S. police have to adhere to under the Wiretap Act.

Fails to require notice on any level – to the person targeted, to the country where the person resides, and to the country where the data is stored. (Under a separate provision regarding U.S. law enforcement extraterritorial orders, the bill allows companies to give notice to the foreign countries where data is stored, but there is no parallel provision for company-to-country notice when foreign police seek data stored in the United States.)

Ein Abhören von Zielpersonen ist damit deutlich vereinfacht, ebenso gibt es nahezu keine Informationspflichten mehr.

Für Unternehmen, die Dienstleistungen von US-Firmen in Anspruch nehmen, bedeutet dies ein mögliches Scheitern der DSGVO-Compliance. Denn hier können Dritte auf Daten zugreifen. Noch etwas weiter gedacht wird klar, dass US-Behörden nach eigenem Ermessen auf sämtliche Daten eines Unternehmens zugreifen können, die bei dem US-Dienstleister gespeichert sind. Dazu können auch Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse sowie Informationen zu den getroffenen IT-Sicherheitsmaßnahmen oder bekannten Cyber-Schwachstellen zählen.

Auswege

Ein möglicher Ausweg könnte der Einsatz eines „Datentreuhändlers“ sein. So betreibt beispielsweise T-Systems als Dienstleister den Cloud-Dienst für Office 365 Deutschland. Doch ob diese Konstellation Zugriffswünsche wirkungsvoll eindämmt ist nur schwer vorherzusagen.

Besonders brisant wird es für Unternehmen die IT-Sicherheitsdienstleistungen wie Schwachstellenmanagement an US-Anbieter vergeben haben. Überspitzt gefragt kann man sagen: Wer möchte schon seine Schwachstellen frei Haus an die NSA liefern?

Zur eigenen Sicherheit muss hier hinterfragt werden ob es nicht einen EU-Anbieter mit Datenspeicherung in der EU als Alternative gibt.

Der Markt bietet hier einige Alternativen – teils sogar Lösungen die ausschließlich innerhalb der Unternehmens-IT arbeiten und keine Daten in die Cloud oder zum Anbieter übertragen.

Der werthAUDITOR ist eine solche Lösung und prüft IT- und SAP-Systeme auf Schwachstellen und die Daten bleiben dabei garantiert in der sicheren Unternehmens-IT.

Der Cloud Act trägt deutlich die Handschrift der „America First“ Initiative und sollte zum Nachdenken anregen welche Daten wie und wo sicher gespeichert und verarbeitet werden. Idealerweise verlassen sensible Daten gar nicht erst das eigene Unternehmen.