Ring frei – Der Kampf um das Security Budget

Es wäre doch nur zu schön, wenn es eine Formel geben würde mit der jedes Unternehmen seine individuellen Folgerisiken von „SAP-Sicherheit einfach ignorieren“ berechnen könnte. Diesen Schaden oder die resultierende Summe X könnte man ignorieren (wenn die Kosten für SAP-Sicherheit höher liegen) oder als Motivation verwenden.

In der Realität sind die Folgerisiken jedoch immer nur „optional“ und kein „muss“ . Fehlende SAP-Sicherheit kann gar keine Auswirkungen auf ein Unternehmen haben (zumindest für einen Zeitraum X). An dem Tag X kann es jedoch das ganze Unternehmen durchschütteln. Schadensersatzklagen können die Folge sein, der Markenwert kann sinken oder Aktionäre können das Unternehmen verlassen.

Oft sind diese Risiken dem Unternehmen gar nicht bewusst, sie existieren einfach, weil SAP-Sicherheit ignoriert wird.

Daher ist es wichtig zu verstehen, dass in einem Unternehmen das Personal und die Geschäftsprozesse von SAP-Systemen abhängig sind. Egal ob es die kritischen Geschäftsprozesse, Gehaltsbuchungen oder die Logistik sind. Kommt es zu einem Ausfall das SAP-Systems stehen diese Prozesse und Einnahmen können verloren gehen.

Was kostet … ?

Dies und die abstrakten Angriffsfläche SAP wirklich zu sehen gelingt nicht jeder Unternehmensführung. Gerade weil das Ignorieren des Themas doch die letzten Jahre so gut funktioniert hat. Somit bricht das Management in der Regel SAP-Security auf 2 Punkte herunter:

  1. Was kostet die Einrichtung und der Betrieb von SAP-Sicherheit dem Unternehmen?
  2. Was kostet ein Sicherheitsvorfall -wegen fehlendem Security-Invest- das Unternehmen?

Punkt 1 haben wir in meiner vorherigen Kolumne ermittelt. Punkt 2 wirft zunächst weitere individuelle Fragen auf:

  • Was kostet eine Unterbrechung des Geschäftsbetriebs?
  • Welche Folgen hat ein Ausfall, sowohl monetär als auch bezogen auf die Reputation?
  • Was passiert, wenn der gesamte Betrieb ausfällt?
  • Wieviel Verlust entsteht, wenn die Systeme für die Geschäftsprozesse ausfallen?
  • Was könnte ein Datendiebstahl das Unternehmen kosten?

Diese Fragen müssen mit dem Management besprochen werden und helfen zugleich deren Sichtweise auf das Thema SAP-Sicherheit zu verändern. Die abstrakten Kosten eines erfolgreichen Angriffs sind nur schwer vorzustellen, aber diese Fragen regen zum Nachdenken an.

Angriffsszenarien gibt es viele und letztlich wirkt dies alles wie Angst schüren. Effektiver ist es die Kosten für SAP-Sicherheit (Punkt 1) mit den Vorteilen daraus zu verbinden. Abstrakt kann man darstellen in welchem Maß es schwieriger wird erfolgreich das System anzugreifen. So versteht das Management wofür es Geld genehmigt.

Im Folgenden sind einige Ideen skizziert, die zur Verbesserung von Budget-Gesprächen beitragen.

Die Sprache des Geldes sprechen

Auf Basis der obigen Fragen lassen sich die Folgen eines erfolgreichen Angriffs auf das SAP-System monetisieren.  Damit kann man die Kosten „fehlender“ Sicherheit beziffern. Dem stellt man die Ausgaben zur Absicherung dieser Geschäftsprozesse entgegen. Zusätzlich sollte hierbei noch der Automatisierungsaspekt der verwendeten Lösung dargelegt werden, um zu zeigen wie zusätzlich die erforderlichen Ressourcen für einen sicheren Betrieb gesenkt werden. Dies ist ein zusätzliches Einsparungspotential, da die gewonnenen Ressourcen anderweitig eingesetzt werden können.

Ein konkretes Risiko verwenden

Sicherheitslücken und Vorfälle finden regelmäßig ihren Weg in die Schlagzeilen. Ist hier ein Thema aktuell, dass auch auf das eigene Unternehmen zutrifft, so sollte dies zum Anlass genommen werden das Thema Security-Budget zu besprechen. Das Management wird bereits sensibilisiert sein.

Anlässe ergeben sich jedoch auch aus Schwachstellen im eigenen Unternehmen – entweder extern gemeldet oder durch einen Security-Check erkannt. In Kombination mit dem „vermutlichen“ Alter der Sicherheitslücke, lässt sich hier der Handlungsbedarf erörtern. Gegenargumente wie dann ist ja seit Zeitraum X nichts passiert, sind als Steilvorlage zu verwenden: Gleich mal Aufzeigen, dass man ein unzureichendes Auditing besitzt und gar keine Aussage zu potentiellem Missbrauch treffen kann – geschweige denn diesen Erkennen würde.

Ebenso sind Gesetzesanforderungen wie das ITSiG2 oder die DSGVO mit den Strafzahlungen führen zu mehr Gehör im Management.

Roadmap darlegen

Zukunftssichere Investitionen sind hier das Schlagwort. Legt man eine verständliche Roadmap für die nächsten drei Jahre vor, fällt es dem Management leichter eine gute Investition zu sehen. Die Glaubwürdigkeit in die Security-Investition erhöht sich drastisch, wenn sichtbar wird welche tatsächlichen Auswirkungen auf den sicheren Betrieb einhergehen. Risikominimierung und frühzeitige Risikoerkennung lassen sich hier gut darstellen.

Vergleiche ziehen

Die DSAG liefert mit dem DSAG Prüfleitfaden einen einfachen Benchmark zur Systemsicherheit. Dies kann als Minimum der zu erreichenden SAP-Sicherheit angesehen werden. Durch den Anteil der „bestandenen“ Tests aus dem Prüfleitfaden wird das eigene Sicherheitsniveau vergleichbar. Erreicht man die Vorgaben kann man darauf aufbauen und ambitionierte Maßnahmen ergreifen, um „vorne“ zu bleiben. Wird der Benchmark verfehlt, ist dies allein bereits ein Maßgebliches Argument für mehr Budget.

Vermeiden Sie Fachjargon

Bei dem Thema Security Budget treffen häufig Welten aufeinander. Die kryptische Welt der Technik (selbst nicht alle ITler verstehen „Security“) und Business-Welt. In jedem Fall muss das Management abgeholt werden und es darf kein Vorwissen erwartet werden. Vermeiden Sie Begriffe ohne Erklärung zu verwenden: Die Sicherheit von RFC und ABAP, wirft möglicherweise sogar bei einem Security-Experten für Web-Anwendungen Fragen auf. Achten Sie auf Ihre „Flughöhe“ und erklären Sie wenn unvermeidbar die verwenden Fachbegriffe bereits in der Einleitung.

Konzentrieren Sie sich auf den Nutzen und das Können statt auf die Funktionsweise. Bleiben Sie im Kontext von RoI, Risikominderung oder Datenverlust. Enden Sie immer mit den Resultaten und Nutzen für die Geschäftsprozesse des Unternehmens.

Präsentation – das Auge isst mit

Der Mensch lernt visuell am effektivsten. Nutzen Sie dies und verwenden Sie Grafiken oder Modelle, um Ihre Botschaft zu transportieren statt sich auf den Charme von Excel zu verlassen. Bauen Sie ihrem Management so eine Brücke auf der es Ihnen zu neuen Ufern folgen kann.

Entscheidung

Das Gespräch um das Security Budget muss mit einer Entscheidung enden. Entweder trägt das Management das Risiko beziehungsweise ignoriert es weiter (schriftlich geben lassen) oder es wird investiert. Mit der richtigen Roadmap und Präsentation sitzen dann alle in einem Boot.

Denken wir an unsere Rolle als IT-Leiter bei der „Mittelstand & Co GmbH“ zurück. Mit den hier vorgestellten Ideen, schaffen wir es der Geschäftsführung die Notwendigkeit zum Handeln aufzuzeigen. Doch den Igel in der Tasche des CEO konnten wir nicht ganz vertreiben. Der CEO hat es so formuliert: „Ich benötigte einen Vertrauensbeweis in die vorgeschlagenen Sicherheitsmaßnahmen und Transparenz für diese „Sicherheitsrisiken. Wie verwundbar sind wir denn wirklich?“  Entsprechend wurde die erste Etappe der Reise genehmigt und eine Standortbestimmung der SAP-Sicherheit kann in Angriff genommen werden. Auf Basis deren Ergebnisse wird dann entschieden ob weiteres Budget freigegeben wird. Wie der Sicherheitscheck abläuft verfolgen wir in meiner nächsten Kolumne.